Wann hast Du zuletzt auf dem Kopf gestanden? Ich meine nicht, vor Wut oder Ungeduld. Sondern, um Dir die Welt einmal aus einer anderen Perspektive anzusehen. Noch gar nicht? Es ist Dir nicht bewusst?! Dann wird es höchste Zeit, damit anzufangen!
Wir Yogis haben ja eine spezielle Beziehung zum Kopfstand. Er gilt als der „König der Asanas“, wirkt verjüngend, belebend, zentrierend, Vertrauen fördernd, ja fast als Wundermittel für alle kleinen und größeren Probleme. Viele lieben ihn und können sich einen Tag ohne Kopfstand gar nicht vorstellen.
Ich habe ein eher „ambivalentes“ Verhältnis zu dieser Yogahaltung. Zwar habe ich ihn schon das eine oder andere Mal geschafft, auch schon ohne Wand oder Hilfestellung, aber wohl fühle ich mich dabei nicht. Es kostet mich zu viel Überwindung, in die Position zu kommen. Sowohl im Körper als auch im Kopf. Man braucht viel Vertrauen in sich selbst, in seine Kraft, seine Balance. Das ist – wie im echten Leben – mal mehr, mal weniger vorhanden.
Was ich dafür aber für mein Leben gern mache: den MENTALEN Kopfstand. Was das ist, wie man ihn macht und wofür er gut ist – darum geht es im heutigen Beitrag.
Das Problem einfach mal auf den Kopf stellen
Der Kopfstand steht für Perspektivwechsel und Kreativität, denn die wird durch diese Haltung ebenfalls gefördert. Sich einfach mal „auf den Kopf stellen“ und sein Problem, seine Fragestellung aus einer anderen Perspektive betrachten. Mal wie Pippi Langstrumpf kreuz und quer denken, alle Regeln von Schwerkraft und Vernunft außer Kraft setzen und sich die Welt denken, „widde widde wie sie mir gefällt!“ Bunt, schrill, ver-rückt, eben anders.
So heißt eine witzige – und sehr wirksame – Kreativitätstechnik auch Kopfstandtechnik. Wenn man einmal mit einer Fragestellung in einer Sackgasse gelandet ist und nicht mehr weiter kommt, dann hilft es, das Problem einfach mal auf den Kopf zu stellen. Beispiel: Du suchst nach Ideen für eine erfolgreiche Vermarktung eines neuen Produktes. Wie wäre es, einmal darüber nachzudenken, wie die Markteinführung so richtig gründlich versemmelt werden könnte? Oder: Du möchtest Deine Teammitarbeiter im Rahmen eines Offsites auf eine neue Strategie einschwören. Überlege einmal, was Du anstellen müsstest, um sie alle zur Kündigung zu treiben. Und zwar sofort.
Am besten funktioniert die Kopfstandmethode im Team. Im Rahmen eines Brainstormings sammelt man Ideen, je verrückter und abstruser, desto besser. Alle machen mit, keine Idee wird verworfen. Alle Ideen werden visualisiert, zum Beispiel an einer Pinnwand oder – noch besser – auf dem Boden. Dann kann man darum herumlaufen und das Ganze wirken lassen. Anschließend heißt es, schnell mitschreiben, denn die guten Ideen – die jetzt in diesem Schritt wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden – werden nur so aus Euch herauspurzeln. Der Rest ist Routine: Clustern, bewerten, Reality Check durchführen – und machen!
Mit Leichtigkeit und Spaß zum Erfolg
Eine andere Form des „mentalen Kopfstandes“ besteht darin, für die Betrachtung des Problems oder der Fragestellung einmal in die Schuhe von jemand ganz anderem zu schlüpfen. Das kann jemand sein, den Du sehr bewunderst und dessen Meinung Dir wichtig ist. Vielleicht Deine Großmutter/Dein Großvater mit all der Lebenserfahrung. Oder Dein Lieblingslehrer. Es kann aber auch eine fiktive oder prominente Person sein. Mahatma Gandhi, Papst Franziskus, Al Capone, Donald Duck oder Pippi Langstrumpf – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Was würde diese Person sagen oder tun? Wie würde sie an dieses Problem herangehen?
Auch hier gelten wieder die Regeln des Brainstormings: alle Ideen sind es wert, festgehalten zu werden, nicht sofort aussortieren, wenn ein Gedanke Dir zu abstrus erscheint. Häufig sind es gerade diese völlig verrückten Gedanken, die die kreativen Kräfte in Dir wecken und die Gedanken in Schwung bringen.
Und darum geht es schließlich.
Last but not least hier noch eine dritte, sehr wirksame Kopfstandtechnik: Stell Dir doch einmal Fragen zu Deinem Problem. Natürlich Fragen, die Dir helfen, das Problem mal ganz neu – auf dem Kopf – zu betrachten. Etwa: Was würde ich jetzt tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Anstelle des Geldes könnten auch andere „Hindernisse“ stehen, zum Beispiel: Zeit, Anerkennung, Erfolg… Alles, was Dich bei diesem konkreten Problem daran hindert, frei und ungehindert auf die Lösung zu blicken.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.
Francis Picabia
Im Coaching hatte ich einmal folgende Situation (selbstverständlich stark verfremdet): Die Coachee, eine sehr verantwortungsbewusste und entsprechend gestresste Frau kam ins Coaching und wollte erarbeiten, welche Änderungen in ihrem Leben helfen könnten, um endlich ihre chronischen höllischen Kopfschmerzen loszuwerden. Die folgende Frage hat ihr die Augen geöffnet: „Was hast du von deinen Schmerzen?“ Oder mit anderen Worten: „Was ist besser, seitdem die Schmerzen da sind?“ Zugegebenermaßen eine sehr provokante Frage, die sicher nicht jeder ungestraft stellen darf. Ein Coach „darf“ das schon mal, wenn das Verhältnis gut ist. Kaum zu glauben: auch diese monatelangen, furchtbaren Schmerzen hatten tatsächlich eine gute Seite! Sie konnte sich dadurch Pausen erlauben, die sie sonst nicht gemacht hätte. Sie konnte mit ihrem Chef eine Home-Office-Abmachung treffen, was sie sich schon immer gewünscht hatte. Dadurch konnte sie einer nervigen Kollegin besser aus dem Weg gehen. Und: sie hatte eine „Entschuldigung“, sich bei ihrer anstrengenden ehrenamtlichen Nebenbeschäftigung etwas zurückzunehmen. Nachdem ihr das klar wurde, fielen ihr noch so manche andere Erleichterungen ein, die ihre Schmerzen ihr „geschenkt“ hatten. Im weiteren Gespräch fiel dann auch der Groschen – nämlich, dass man auch einfach so – ohne Krankheit und Schmerzen – für sich sorgen darf. Soll!!! Das hat sie ab diesem Moment geübt – Schritt für Schritt räumte sie ihr Leben auf, und die Kopfschmerzen verschwanden! Durch ihren mentalen Kopfstand konnte sie diese Schmerz-Spirale verlassen.
Der Kopfstand macht Spaß, belebt, erfrischt, fördert Kreativität und Denkvermögen und hält jung. Sag ich doch!
Also: stell Dich mal wieder auf den Kopf! Zumindest mental. Ich wünsche Dir viel Spaß dabei. Der Erfolg kommt von allein – fröhlich hüpfend und ein Liedchen trällernd wie Pippi 🙂