Was… ist denn schon wieder Weihnachten???!! Wir sind mitten im Advent, der Nikolaus war schon da – und viele von uns fragen sich, wo denn eigentlich das Jahr geblieben ist, oder?

Woran liegt es, dass die Zeit immer mehr rast? Kaum haben wir die Oster-Deko verstaut, müssen die Rentiere, Engel, Nikoläuse und Lichterketten hervorgekramt werden. Gibt es ein Mittel, die Zeit anzuhalten?

Die Antwort kann ich Euch jetzt schon sagen: Nein. Die Zeit lässt sich nicht anhalten. Aber wir können sie verlangsamen. Wie, das verrate ich Euch…

Es ist fast ein Jahr her, dass David Bowie (10.1.2016) gestorben ist. Ebenso Umberto Ecco und Peter Lustig. Die Terroranschläge von Brüssel und Nizza sind mittlerweile fast schon in den Hintergrund getreten. Denn dann kamen ja schon die EM und gleich darauf die Olympiade. Der amerikanische Wahlkampf hat den Herbst beherrscht, und auch der ist fast schon wieder Schnee von gestern…

Wir sind ein Jahr älter geworden, die Welt hat sich weitergedreht – und keiner hat es gemerkt. Erst wenn man zurückblickt – wie es in den letzten Wochen des Jahres Brauch ist – macht man sich bewusst, was alles gewesen ist.

Zeit ist ein völlig individuelles Phänomen.

Wenn du beim Zahnarzt auf dem Stuhl sitzt, können sich wenige Minuten ganz schön lang anfühlen. Jeder, der einmal verliebt war, kann bestätigen, dass sich ein paar Minuten Wartezeit bis zur Ewigkeit dehnen. Auf der anderen Seite verfliegen die schönen Stunden, die man zusammen verbringt, wie im Flug. Zeit bedeutet etwas ganz Anderes, ob man 15 Jahre oder 70 ist. Je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu verstreichen.

Interessanterweise fühlen sich die Zeitspannen, in denen man wenig „Spannendes“ erlebt, im Rückblick so an, als wären sie besonders schnell vergangen. Deswegen kommen uns die Tage, die wir in endlosen Meetings, Warteschleifen oder mit lästigem Bürokram verbringen, zwar wie eine Ewigkeit vor. Hinterher fragt man sich dennoch, wo die Zeit geblieben ist und was man überhaupt den ganzen Tag gemacht hat. Umgekehrt vergehen die Stunden, die wir mit Tätigkeiten füllen, die uns fesseln, wie im Flug – und rückblickend denkt man, die Zeit war prall gefüllt. Mir geht das so, wenn ich verreise. Jeder Tag bringt neue Eindrücke und Erlebnisse. Die Zeit vergeht, ohne dass man auch nur ein einziges Mal auf die Uhr schaut. Und im Nu ist der Urlaub vorbei. Aber wenn man sich zurückerinnert und an all die schönen Details denkt, hat man das Gefühl, es war ein ganzes Jahr und nicht nur wenige Wochen.

In einer Studie zur „Zeitwahrnehmung“ kam eine interessante Erkenntnis heraus: Wenn man wenig Neues, Aufregendes erlebt, dann bleiben weniger Erinnerungen und entsprechend kürzer erscheint die Zeitspanne im Rückblick. Unser Gedächtnis behält vor allem die Erlebnisse, in denen man etwas Neues erkundet. Deswegen bleiben uns Urlaubsreisen so gut in Erinnerung. Wir erkunden fremde Umgebung, sehen jeden Moment neue Dinge, entdecken unbekannte Landschaften, Essen, Getränke, Düfte. Doch wenn wir einige Zeit dort sind, immer denselben Berg vom Balkon aus sehen, dann wird das auch schnell zur Gewohnheit, und der Urlaub ist viel zu schnell vorbei.

Es sind vor allem die Dinge, die wir zum ersten Mal erleben, die sich ins Gedächtnis einprägen und umso länger als „Zeit“ nachwirken. Der erste Schultag, der erste Kuss, die erste eigene Wohnung.

Das bedeutet: Wir alle können die Zeit „bremsen“, indem wir wieder mehr Neues, Emotionales erleben. Das ist das Geheimnis der „Entschleunigung“. Gib Deinem Leben wieder mehr Tiefe.

Wie geht das konkret?
  • Nimm Dir jeden Tag vor, irgendetwas „Neues“ zu machen. Oder zumindest anders. Geh‘ einen anderen Weg zur Arbeit. Nimm einmal die linke Hand statt die rechte (oder umgekehrt). Unternimm irgendetwas, was Du noch nie gemacht hast. Es müssen ja keine „großen“ Veränderungen sein.
  • Auch die „alltäglichen“ Dinge können wieder spannend werden: Wie wäre es, wenn Du das nächste Mal, wenn Du einen Apfel isst, Dir vorstellst, Du wärest ein Marsmensch, der noch nie einen Apfel gesehen hat? Du kannst alles, was Dir begegnet, mit dem „Anfängergeist“ betrachten und angehen. Dabei wird jede noch so lästige Routinetätigkeit zu einem Abenteuer.
  • Bevor Du abends ins Bett gehst, lasse noch einmal den Tag „Revue passieren“. Rufe Dir besondere Momente, jenseits von Routine und Alltag, noch einmal explizit ins Gedächtnis. Bestimmt gab es Augenblicke, die aus dem „Normalen“ herausgeblitzt haben. Ein Lächeln, eine nette Geste, ein warmer Sonnenstrahl auf Deinem Gesicht. Etwas, worauf Du vielleicht stolz bist, was Dir besonders gut gelungen ist. Etwas, was Dir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.
    Am besten ist es, Du schreibst Dir diese Momente auf. Dann bleiben sie noch länger „lebendig“. Vielleicht schaffst Du Dir gleich ein schönes Tagebuch an, um diesen Vorsatz umzusetzen. Oder Du schreibst alles auf kleine Zettel, die Du zu Blumen faltest und in ein großes Glas legst.  Am Ende des Jahres siehst Du, wie voll es ist!
  • Eine gute Idee ist es auch, immer mal wieder anzuhalten. Lass‘ die Welt sich weiterdrehen, während Du innehältst. Nach innen spürst. Deinem Atem lauschst.
    Das ist auch Leben! Und: es fühlt sich so gut an!!!

Den Puls des eigenen Herzens fühlen. Ruhe im Inneren, Ruhe im Äusseren.

Wieder Atem holen lernen. Das ist es.

Christian Morgenstern

 

Und nun – erinnere Dich an die Zeiten, in denen Weihnachten noch etwas ganz besonders Schönes und Geheimnisvolles für Dich war. Für jeden mag sich Weihnachten anders anfühlen. Und nicht immer geht es so friedlich und fröhlich zu wie in den glücklichen Erinnerungen. Aber das bleibt: Der Duft nach Vanille, Zimt, Orangen und Lebkuchen. Die Lichter am Weihnachtsbaum, die bunten Pakete, die Menschen, mit denen man sein ganzes Leben auf die eine oder andere Weise verbunden ist. Ich denke voller Liebe und Dankbarkeit an Weihnachten. Und freue mich jedes Jahr wieder drauf, wie als Kind…

Ich wünsche Euch wundervolle, friedliche und wärmende Weihnachtstage, voller fröhlichem Trubel und auch mit genussvollen, stillen Momenten. Vielleicht nutzt Du die stillen Tage „zwischen den Jahren“, um Deine Erinnerungen an das vergangene Jahr aufleben zu lassen. Bestimmt findest Du darin einige „Goldstücke“, die Du auf jeden Fall festhalten möchtest!

Und dann starte mit Schwung und Zuversicht in ein glückliches, gesundes Jahr 2017 – und sorge dafür, dass es seeeeehr lang wird. Rückblickend!

Eure

baerbel